BR15-08 Norfolk-New-York


Nach einer Woche unterwegs von Washington nach Norfolk übernahmen wir am Samstag die Brigantia. Unser Schiff lag in der Ocean Marina in Portsmouth im Staate Virginia im Intracoastal Waterway. Die Brigantia ist immer noch auf dem Weg rund um den Atlantik von Neustadt nach Neustadt. Den Einkauf und die Einweisung konnten wir zügig durchziehen, bevor wir beim Mexikaner zum Nachtessen gingen. Alles klappte prima, so, dass wir an das morgige Auslaufen denken konnten.

Sonntag 3.5.15

Nach dem Morgenessen, Abwasch, klar Schiff und Gang zum Hafenmeister hiess es um 9 Uhr Leinen los zum
Auslaufen. Durch den Elizabeth River fuhren wir gemütlich aus der Stadt. Vorbei an den Hotels der Innenstadt und an den Docks der Militärschiffe der US Navi, die hier ihre grossen Basen haben. Es ist lärmig, sogar sonntags und nachts wird gearbeitet. Unter Eisengestellen, eingepackt mit Tüchern, stehen die Riesen da und werden abgestrahlt für einen neuen Farbanstrich. Den Flugzeugträger Bush lassen wir steuerbords liegen. Ein paar Fotos von den Riesen und dann aber weiter, wir wollten hinaus aufs Meer.....Bei stahlblauem Himmel und praller Sonne fuhren wir hinaus in die Chesapeake Bay. Das grösste Flussdelta der USA. 150 Flüsse münden in die Bay. An der schmalsten stelle ist sie 6.5 Km breit und wird von einer Brücke überspannt.(Wikipedia). Mit ein paar Übungsmanövern und 44 Sm durch Untiefen und Seestrassen, vorbei am Thimble Shoal Leuchtturm, verbrachten wir unseren ersten Tag auf See. Leider meinte es der Wind nicht so gut, sodass wir Dieselwind benötigten. Die Einfahrt zum Cape Charles war gekennzeichnet mit Richtbakken. So konnten wir auch das Navigieren auf diese Art üben. Um 15 Uhr liefen wir ein in Cape Charles auf der Delmarva Insel, die durch einen Kanal vom Festland getrennt ist ein. Nach Bezahlung von 80 Dollar beim Hafenmeister durften wir anlegen und die WC‘s und Duschen benützen Bei amerikanischem Essen verbrachten wir den Abend in der Hafen Beiz.

Montag 4.5.15

Das übliche Morgenprozedere vor dem Auslaufen wurde erledigt. Schönstes Wetter, angenehme Temperaturen, aber kein Wind, genau wie in der Vorhersage. Mit etwas Verspätung wegen der Ablegemanöver (eindampfen in die Vorspring) liefen wir um 10 Uhr aus. Die afenausfahrt war wiederum mit Peilzeichen versehen und dies nutzten wir für eine Rückwärtspeilung. Einer schaut auf die rückwärtige Peilung und teilt dem Steuermann die Richtung mit. Resultat, siehe Bild. Bald wurde es aber langweilig, das Motorengeräusch tönte in den Ohren. Es kam etwas Wind auf und wir wollten etwas tun. So setzten wir die Genua und baumten sie aus. Mit drei Bf liessen wir uns auf Vorwindkurs eineinhalb Stunden ziehen. Leider gab der Wind wieder nach und schon wieder misste der Motor angeworfen werden. Um 16 Uhr liefen wir ein in den Great Wicomico River, wo wir in Cockrell Creek den Anker setzten. Nach zwei Anläufen mit 40m Kette und den nötigen Peilungen schien die Sache perfekt und wir konnten zum Ankertrunk wechseln. Bei Salat und Spaghetti Bolognese aus der Pantry verbrachten wir einen schönen gemütlichen Abend an Bord der Brigantia. Die Wettervorhersagen bescherten uns Wind die ganze Nacht über. Die 20 und mehr Knoten hätten wir gerne am Tag gehabt. Der Anker aber hat gehalten.

Dienstag 5.5.15

Der Wind der Nacht hielt an. Wir wollten diesen nutzen, da die Vorhersage für den Nachmittag wieder Flaute voraussagte. Um 9 Uhr 30 hiess es Anker hoch, Ausfahrt aus der Bucht. Ein wunderbares altes Lighthouse, Fleeton Point, stand am Ufer und wies uns den Weg zurück in die Chesapeake Bay. Mit dem Wind segelten wir zwei Sm. Dann ging es weiter unter Motor. Wir kamen zu einer Stelle mit Lighthouse und Fahrwassertrennung.



Im Funk hörten wir Brigantia "....from Coast Card Eagle. Aufregung herrschte. Wir meldeten uns und konnten eine schöne Funkübung miterleben. Was war passiert? Die Eagle ist das legendäre Dreimastsegelschiff der Coast Card und fuhr im Fahrwasser des Verkehrstrennungsgebietes. Wir waren auf Kollisionskurs und gleichzeitig auf der falschen Seite, aber ausserhalb des Fahrwassers. Die Eagle teilte uns mit, dass sie den Kurs behalten und wir den unsrigen ändern sollen. Was aber auch ohne Funkspruch geschehen wäre. Um 12 Uhr überquerten wir den Potomac River. Er führt bis nach Washington hoch und mündet hier in die Chesapeake. Weiter ging es die Chesapeake hoch bis zum Patuxent River mit den vielen untiefen Armen. Wir befanden uns nun im US Bundesstaat Maryland. Am Land viele schöne Villen und Anlegestellen. Hier befindet sich auch eine grosse Pilotenschule für US Testflieger. Nach einer Stunde Einfahrt fanden wir hier unseren Nächtigungsplatz. Leider hielt er nicht was versprochen wird. Schade für den langen Anfahrtsweg! Kein Städtchen mit schönen und guten Restaurants. Leider hiess es wie überall , ihr seid zu früh noch kein Saisonbetrieb. Wir tätigten unsere Einkäufe und verpflegten uns mangels Möglichkeiten selber. Kartoffeln mit Spiegelei. Angenehmes Duschen und frühes zu Bette gehen, tat auch gut.

Mittwoch 6.5.15

Scheinbar erst eingeschlafen, kam Dirk um 5 Uhr 45 und blies zur Tagwache. Wir wollten um sechs los. Alles
bereit gemacht zum Auslaufen. Crew Kontrolle! Einer fehlte. Gini meinte, sein Bettnachbar läge noch in der
Koje. Ok ablegen! Wer aber meinte, zum Klarmachen gehöre auch noch duschen, der muss dann wohl hinter
her rennen. Deshalb ging‘s nochmals zurück und der fehlende Günter wurde frisch geduscht an Bord
genommen. Durch die Ausfahrt der Salomons Islands ging's hinaus in die Chesapeake. Auch heute wieder kein
Wind in Sicht, wieder Batterien laden! Auf einsamen Pfaden am Thomas Point Shoal Light vorbei, begleitet
durch den einen oder anderen Tanker, fuhren wir unserem Ziel Annapolis, dem Seglermekka der USA,
entgegen. Unser Ziel: die City Marina. Via Funk suchten wir den Harbermaster. Sehr freundlich wies er uns
inmitten der Stadt am Market Slip einen seiner Plätze zu. Wir hatten am Schiff noch Reparaturarbeiten vor. Der
US-Gasanschluss, Segelreparatur und weitere Kleinigkeiten waren zu erledigen, bevor es zum Duschen und zu
der verdienten Abendruhe ging.

Donnerstag 7.5.15

Wir gönnten uns einen reisefreien Tag.


Freitag 8.5.15

Morgenessen, diverse Einkäufe und Verabschiedung beim Hafenmeister. Verspätetes Auslaufen um 8 Uhr 45. wir fuhren hinaus in die Chesabeacke Bay wo wir die Chesabeacke Chanel Bridge zu durchfahren hatten. Ein technisches iesenwerk.....(Wikipedia).Der Chanel wurde immer enger, aber immer noch so breit, dass die Ufer nicht gesehen werden konnten. Es kam die Abzweigung nach Baltimore, die wir backbords liegen liessen. Wir fuhren steuerbords Richtung Channel und trafen dort um16 Uhr ein. Ein Bauwerk wie der Nordostsee Kanal. Anfang Channel hatte es einen Hafen namens Chesapeake City. Es war aber noch etwas früh am Abend, sodass wir weiterfuhren und hofften, etwas anderes zu finden. Beim nächsten Hafen war die Einfahrt zu knapp. Über Funk erklärte uns der Hafenmeister, dass die Einfahrt für die Brigantia zu knapp sei. Also weiter. Hinter der Eisenbahnhebebrücke fanden wir einen alten Holzsteg an dem wir festmachten. Wir gingen das Risiko ein, vom Steg wegfahren zu müssen, sollte dieser Platz benötigt werden? Wir konnten die ganze Nacht bleiben! Ein grosser Frachter teilte uns aber mit, dass dies ein alter Fischersteg sei und keine Anlegestelle . Wir ignorierten diese Meldung blieben liegen und erlebten einen hoch interessanten Liegeplatz: Frachter, Tanker und Schubverbände kreuzten uns. 

Sogar die Eisenbahnbrücke wurde herunter gelassen und der Kanal per Funk gesperrt, bis der Zugvorbei und die Brücke wieder oben war. Es ging alles gut, trotz Wechsel von einen halben Meter Tide und einer Strömung bis zu 1.5 Knoten wechselnd.






Samstag 9.5.15

Heute mussten Meilen her. Wir durchfuhren einen neuen Staat, Delaware. Also früh los und die Strömung nutzen. Diese Strecke war nicht geeignet zum Segeln. Der Wetterbericht versprach Sonne, warme Temperaturen und Windstille. So starteten wir in der Dämmerung. Die Berufsschifffahrt war auch schon unterwegs. Nach einer Stunde Fahrt durch den Kanal und unter den riesigen Kanalbrücken durch bogen wir ein in den Delaware River. Dieser führt von Cape May über Philadelphia bis New York und hat eine zünftige Strömung. Wir planten unsere Ausfahrt so, dass wir mit der Strömung mitfahren konnten. Es riss uns mit teilweise drei Knoten mit. Wir merkten schon im Kanal, dass es Anzeichen für Nebel gab und der holte uns nun ein. Nebelschwaden kreuzten unseren Kurs. Nebst den vielen grossen Kanalschiffen die es im Auge zu behalten galt, war es eine herausfordernde Aufgabe. Wir konnten unseren neuen Nebelhorn Automat einsetzen. Die Aufmerksamkeit wurde durch den Radar unterstützt. Dazwischen wurden wir auch mal per Funk aufgerufen. Brigantia...von Horizon. Er bat uns den Kanal freizugeben, damit er uns überholen konnte. Es war ein riesen Dampfer und der kam mit über 10 Knoten daher. Am Anfang der Delaware Bay sahen wir, wie die Schiffe auf der Rede bereit standen, um in den Kanal einlaufen zu können. Es ist zu gefährlich bei Nebel mit diesen Riesigen Frachtern im Kanal zu kreuzen Die Strecke nach Philadelphia ist etwa 150 km lang. Die Einfahrt durch den Inlet nach Cap May war eine neue Herausforderung. Gemäss Karte gar nicht möglich. Mit unseren Navionics Karten und der Tide fanden wir die Lücke. Wir nahmen Kontakt auf mit dem Hafenmeister, der uns dann in seinen Hafen lotste, wo wir in der Yacht Lodge Marina festmachten. Nach 92 Sm erwarteten uns schöne Sanitäranlagen, ein schönes Städtchen in einem neuen Staat, New Jersey.

Sonntag 10.5.15

Ruhe- und Liegetag. Erkunden und Geniessen von Cap May, dem südlichsten Punkt des Staates New Jersey.
Von den Atlantischen Hurrikans geplagt kann man sich vorstellen was da los ist wenn Wind und Wasser zu
Besuch kommen. Besichtigung des Leuchtturmes, schlendern durch die Stadt und am Strand.

Montag 11.5.15

Im Wissen, dass stürmisches Wetter angesagt war, planten wir, rasch weiter nach Norden zu kommen. Unser Ziel, Ocean City, Atlantic City oder direkt bis New York. Die Ausfahrt war, wie schon die Einfahrt, mit Vorsicht zu durchfahren. Mit dem Auslaufen liessen wir uns noch etwas Zeit. Der Wasserstand war zunehmend und wir waren froh um jeden Zentimeter. Um 11 Uhr aber ging es los. Die Ausfahrt meisterten wir problemlos. Wir hielten uns an den Einfahrtsmodus, den wir auf dem Navionics gespeichert hatten. Leider folgte uns der Nebel weiter. Die letzten Tage begleitete er uns, wie in unseren Breitengraden im November. Mit Radar und den nötigen Nebelsignalen tasteten wir uns mit 6 Sm Abstand der Küste entlang. Mit etwas Wind konnten wir die Segel setzen.



Nach 27 Sm mussten wir entscheiden: Ocean-, Atlantic City oder New York. Wir entschieden uns auf Grund der Wetter Forecast, weiter zu fahren. Das hiess Planung einer Nachtfahrt bei Nebel, ca. 80 Sm, um dann frühestens um 7 Uhr bei der A-Tonne im Verkehrstrennungsgebiet New York zu sein. Hier treffen drei Trennungsgebiete zusammen. Das wollten wir nicht bei Nacht durchqueren. Wir hatten also 15 Stunden Zeit für 80 Sm. Das bedeutete ca. 5 Sm/Std. Wir bildeten eine dreier Crew für die Navigationswache, die sich alle 1.5 Stunden abwechselte und eine vierer Crew für die Steuerwache, die jede Stunde rotierte. Günter leistete noch Pantrydienst und kochte uns ein feines Nachtessen, das auch noch nachts als zwischen Verpflegung reichte. Leider meinte es der Aiolos nicht gut mit uns und hörte auf zu blasen, sodass uns der Volvo weiter vorantreiben musste. Alles lief wie am Schnürchen. Eine herrliche Nachtfahrt mit vielen Erfahrungen wie Nebel, AIS, Schiffslichter-Kunde ect. Immer wieder kam etwas Wind auf und die Genua konnte ausgerollt werden. Dadurch konnte unser Volvo mit weniger Speed gefahren werden und auch das Schlafen kam demzufolge nicht zu kurz.



Um neun Uhr morgens standen wir am Ziel, die Boje A. Sie steht mitten in der Rede von New York, wo die Schiffe am Anker auf ihre Abfertigung in den riesigen Hafenanlagen von New York und Umgebung warten. Durch die weather forecast wussten wir, dass heute und morgen stürmische Winde angesagt waren. Unser grösster Wunsch und wichtigstes Ziel war, einlaufen in New York unter Segel. Wir gingen in der Lover Bay vor Coney Island an den Anker und hofften auf Wind zum Einlaufen. Um 14 Uhr hiess es Anker lichten und einlaufen. Der Wind, der uns begleitete, ermöglichte uns mit gerefftem Segel und in gemächlichem Tempo in New York einzufahren. Als erstes durchfuhren wir den Kanal durch die Lower Bay, unter der Verrazano-Narrows Bridge (grösste Hängebrücke der USA (Wikipedia) hindurch in die Upper Bay, vorbei an Liberty Island mit der Statue of Liberty, an Ellis Island und an Gouvernors Island, dann in den Hudson- und East River und immer vor der Kulisse Manhattans. Ein Erlebnis das unter Segler seinesgleichen sucht! All diese Highlights können in Wikipedia nachgelesen werden.



Die Sicherheit in USA wurde uns von der NYP vorgeführt. Wenn es davon nicht ein Foto gäbe, würde das niemand glauben. Ein grosses Schlauchboot mit Kabine, vorne ein bemanntes aufgebautes Maschinengewehr kam auf uns zu gebraust. Wir alle starr vor Schreck, drehte dieses ein paar Meter vor uns wieder ab und sauste davon. Wir fragten uns, was der wollte. Kontrolle nach amerikanischer Art? Asylanten oder Terroristensuche? Mit Schiff? Nein, sie sahen nette Jungs, deutsche Flagge, alles klar! Vor der Südspitze Manhattans wurden die Segel geborgen. Was für ein Erlebnis! Es folgte die Einfahrt in den Hafen. und um 17 Uhr 40 machten wir in der Liberty Landing Marina fest. Aussicht vom Hafenplatz, siehe unten.

Mittwoch 13.5.15

Ruhe- Reparatur- und Segelfreier Tag, Diverse Reparaturen, Gas organisieren, Hafenmeister, Erkundung der Weltstadt New York. Dank der frühen Reservation im Januar 15 hatten wir einen Platz für unsere Brigantia. Es war noch Vorsaison und der Platz kostete 120 Dollar. Zwei Tage später sollen es 350 sein.

 

Donnerstag14.5.15 (Vatertag)

Nach gemütlichem Morgenbetrieb liefen wir nochmals aus zur Erkundung New York wasserseits. Schon wieder einen neuen Staat, New York. Wir fuhren den Hudson River hoch bis zu Georg Washington Bridge. Wir querten den Süden Manhattens und fuhren unter der Brooklyn-, Manhatten- und Williamsburg-Bridge durch. Am Abend um 17 Uhr 10 waren wir zurück im Hafen und vertäuten unsere Brigantia zum letzten Mal auf dem Törn BR 08/15. Wir hatten 571 Sm nach Logge, 67 Motorstd., ca. 30 Segelstunden, und 400 ltr Diesel verbraucht in 8 Fahrtagen. Schiff und Crew ohne Schaden zurück! Der nächsten Crew immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.

Herzlichen Dank an alle, die bei diesem Törnerlebnis dabei waren und aktiv mitgeholfen haben. Fotos Crew.

Euer Skipper Felix Höhener